Positionspapier Weltsynode
Wir, die KSJ, sind aktiv, gerne und selbstbewusst Kirche. Daraus ergibt sich für uns die Verantwortung, Kirche bewusst und kritisch mitzugestalten, von der Jugendverbandsgruppe in der Schule, über die Kirchengemeinde in der Stadt bis über Landesgrenzen hinaus. Die folgende Ausarbeitung ist als Plan, gewissermaßen als Landkarte für eine Kirche zu verstehen, wie wir sie fordern. „Viele kleine Leute, die an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, können das Gesicht der Welt verändern.“ Also lasst uns Schritte tun! Schritte in Richtung Offenheit, Respekt, Mitbestimmung, in Richtung Nächstenliebe, Menschenwürde und Freiheit, in Richtung einer Kirche, die lebt, gelebt wird und leben wird.
Themenfeld 1:
Zugehörigkeit Wir orientieren uns am Vorbild Jesu. Er ist allen Menschen gleich nah, unabhängig von Religion, Herkunft, sexueller Orientierung, Geschlecht, sozialer Schicht oder Beruf. Im falsch verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, gibt es in der Kirche unmenschlichen Haltungen, die Leid über Menschen bringen, insbesondere über Menschen in vorehelichen und nicht ehelichen Lebensgemeinschaften, über queere Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Daher fordern wir dass sich die Verantwortungsträger*innen deutlich von Fundamentalismus, Quietismus und unrefektiertem, geistlosem Aktivismus abgrenzen. Wir halten die Überwindung der Engführungen in Fragen der Sexualität aus sexualwissenschaftlichen, wie auch theologischen Gründen für dringend erforderlich, damit endlich niemand mehr strukturell diskriminiert oder benachteiligt wird.
Themenfeld 2:
Zuhören Kirche ist kein Selbstzweck, sondern steht stets unter dem Anspruch Jesu, im Dienst an und mit dem Menschen. Aufgrund unserer positiven Erfahrungen mit Transparenz, Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit drängen wir auf deren Verwirklichung auch in der Kirche. Nur so werden sich Menschen weiter gehört fühlen und sich mit Motivation und Identifikation in der Kirche einbringen. Eine vertrauensvolle Gesprächsumgebung entsteht vor allem durch das Schaffen von gegenseitiger Annahme, Toleranz und Gleichberechtigung. Ein „Gespräch auf Augenhöhe“ findet aber durch das gezielte Ausschließen von Frauen und nicht binären Menschen aus Diensten und Ämtern in der Kirche und durch eine Machtzentralisierung nicht statt. Wir fordern daher gleichwertige Partizipationsmöglichkeiten für Frauen, für nicht geweihte und für junge Menschen unter dreißig die immerhin ein drittel der Mitglieder unserer Kirche ausmachen.
Themenfeld 3:
Das Wort ergreifen Das Miteinbeziehen von Laien in Gremien, sehen wir als KSJ nicht nur als Möglichkeit an, Meinungen, Ansichten und Wünsche zu äußern, sondern sehen darin geradezu unsere Pflicht, an der Kirche Christi mitzuarbeiten. So bieten Institutionen wie das Diözesankomitee, der Pfarrgemeinderat oder andere Gremien auf pfarrlicher, zwischenpfarrlicher und interdiözesaner Ebene, aber auch im nationalen und internationalen Bereich, die Möglichkeit, Anliegen zu äußern und die Kirche durch Mitarbeit zu ändern. Ebenso nehmen wir die Möglichkeit, im Rahmen des Synodalen Weges in Deutschland oder der Weltsynode an der Kirche mitzuwirken, dankend an, und fördern, dass auch in Zukunft derartige Foren von Seiten kirchlicher Amtsträger gemäß Themenfelder 1 und 2 gefördert und ins Leben gerufen werden.
Themenfeld 4:
Feiern Wir fordern eine Wertschätzung von individuellen Formen von Glaube, Spiritualität und Gottesbeziehung sowie, dass Christ:innen verstärkt dazu ermutigt und befähigt werden sich mit ihrem eigenen Glauben aktiv auseinander zu setzen und den Mut zu fassen diesen auszugestalten. Wir fordern authentische Glaubensfeiern, wir fordern dass Glaubesfeiern endlich die Lebenswelten junger Menschen mit ihren besonderen Entwicklungsaufgaben berücksichtigen (können) durch vermehrte Angebote an zugeschnittenen Gottesdiensten wie Kinder- und Jugendgottesdiensten, Taizé-Gebeten und das Miteinbeziehen und die Wertschätzung der ansässigen Jugendgruppen. Diese bieten bestimmten Gruppen einen besonderen, angepassten und leichteren Zugang zur Kirche, der die Identifkation der Besucherinnen und Besucher mit der Kirche fördert und somit auch die Chance bietet, mit der regelmäßigen Feier der Hl. Messe und der weltumspannenden Kirche in Kontakt zu treten. Weiterhin bedarf es einer Diversifzierung der Gottesdienstformen, so bieten auch Wortgottesdienste und andere Formen des Gottesdienst Möglichkeiten zur persönlichen Gottesbeziehung. Diese Formen müssen dabei in ihrer Form anerkannt werden, gewertschätzt und nicht nur als „Ersatz“ für die eucharistische Feier gelten. Die traditionelle Messe muss in ihrer Form so geöffnet werden, damit alle Christ*innen an ihnen teilnehmen können und nicht nur das traditionell katholische Mileu
Themenfeld 5:
Mitverantwortung Das Eintreten für den Glauben, die Menschen und die Kirche, wird gerade durch die Botschaft des Evangeliums, sich überall für Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit, Geborgenheit, Glück, und Versöhnung einzusetzen, um so das Reich Gottes* auf Erden zu verwirklichen, gefördert. In der Nachfolge Jesu zu leben, bedeutet für uns, politisch aktiv zu sein und durch politisches und gesellschaftliches Handeln das Reich Gottes auf Erden zu verwirklichen. Gerade als junge Menschen sind wir in der Lage, Themen und Anliegen mit unserer Stimme anders zur Sprache zu bringen. Dies betrachten wir als einen wertvollen und prophetischen Dienst in und an der Amtskirche. Viele Menschen sind in der heutigen Zeit auf Sinnsuche, nach einem vertieften Verständnis vom Glauben, Religion und dem Gottesverständnis. Wir als KSJ wollen den Menschen Angebote bieten, um sie zu einem tieferen Gottes und Glaubensverständnis zu begleiten.
Themenfeld 6:
Dialogführung Gerade in Diskussionsforen und Glaubensgesprächen auf Schul-, Verbands- oder Gemeindeebene können gute und fruchttragende Gespräche stattfnden. Hierbei ist es wichtig, allen Teilen der Gesellschaft mit Teilhabe zu ermöglichen, indem die Hemmschwelle der Teilnahme an gegenseitigem Austausch gesenkt und vielfältige Angebote geschaffen werden. Das Bild von Kirche, welches von erwächst. Diese Kritik macht die Kirche lebendig und darum wollen wir kritische Loyalität fördern und einfordern, damit die Kirche sich nicht selbst im Weg steht, sondern Verlustängste überwindet und so ganz für die Menschen da sein kann; deshalb darf sich die Kirche auch nicht aus gesellschaftlichen Debatten zurückziehen. Die Erneuerung der Kirche erleben wir auch in unserem Verband als ein Ringen, wohin 112 Gott*es Geist uns führen will, der weht wo er will, aber vor allem in die Freiheit führt.
Themenfeld 7:
Andere Christliche Konfessionen Wir als KSJ wertschätzen die Vielheit der christlichen Kirchen, sie stellt eine gute Repräsentation der Gemeinschaft der Gläubigen dar. Wir engagieren uns im ökumenischen Dialog um gemeinsam die Konfessionen des anderen kennenzulernen und wertzuschätzen. Hierbei gewinnen wir auch im Anblick auf den eigenen Glauben und die eigene Gott*esvorstellung interessante und tiefergehende Einblicke. Unsere Beziehung zu anderen christlichen Religionen sollte dabei auf Augenhöhe sein ohne die Vorstellung das unsere Schwester*Brüder im Glauben defzitär im Gegensatz zu uns wären. Im Dialog sollte immer die Suche nach den grundlegenden Gemeinsamkeiten im Fokus stehen und nicht dogmatische Unterschiede überbetont werden, wie dies z.B in der gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre geschehen ist. Auch die christlichen Glaubensrichtungen die im Folge der Migration ab dem Jahr 2015 hierhin gekommen sind bzw. schon da waren, sind für uns gern gesehene Partner im ökumenischen Dialog und bringen Perspektiven ein, die besonders in unserem sehr westlich dominierten Dialog unterrepräsentierten sind und somit neue Perspektiven auf das Gott*esereignis bieten Konfessionen, Kulturen und Überzeugungen zu fördern, um im Sinne der Nostra Aetate „mit KIugheit und Liebe, durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen […] jene geistlichen und sittlichen Güter und auch die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen fnden, an[zu]erkennen, [zu] wahren und [zu] fördern“ (NA 2). Interreligiöser und interkultureller Dialog bilden die Grundlage für eine zukunftsfähige und inklusive Gesellschaft, fördern Verständnis, Rücksicht, Sensibilität und Refektion. Wie bereits unter 6 geschildert, hat besonders die Jugend in den von der KSJ gesetzten Rahmenbedingungen große Potentiale, ohne versteifte und veraltete Vorbehalte, in einen Dialog zu treten, der für das Zusammenleben aller Konfessionen und Kulturen gehaltvolle und innovative Ergebnisse erzielen kann.
Themenfeld 8: Autorität und Teilnahme
Eine Gemeinschaft, wie die katholische Kirche, kann nur für alle gut funktionieren,wenn alle Macht legitimierbar und kontrollierbar ist. Macht sollte auf möglichst viele Personen und Institutionen verteilt werden, die austauschbar sind und bei Machtmissbrauch zur Verantwortung gezogen werden können. Durch solche Strukturen kann die entstehende Macht als Instrument zum Vorteil aller genutzt werden. Die derzeit beste Form, diese Anforderungen zu erfüllen, ist die (wehrhafte) Demokratie. Alle bestehenden Machtstrukturen in der Kirche sollen grundsätzlich in Frage gestellt werden und müssen ständig daraufhin überprüft werden, ob sie die oben genannten Anforderungen erfüllen. Tun sie dies nicht, muss ein Veränderung angestrebt werden. Wir fordern demokratische Organisationsstrukturen in der Amtskirche und leisten Widerstand gegen antidemokratische Entwicklungen. Im Verband können unsere Mitglieder von Anfang an mitbestimmen; Positionen werden gemeinsam diskutiert und abgestimmt; sämtliche Leitungspositionen werden gewählt. Unsere Diskussionskultur ist respektvoll und wertschätzend. Gemeinsam versuchen wir miteinander Lösungen und Kompromisse zu fnden. So wird die Bedeutung von Demokratie und deren Umsetzung selbstverständlich. Dies fordern wir auch für die Amtskirche.
Themenfeld 9: Entscheiden
Aufgrund unserer positiven Erfahrungen mit Transparenz, Demokratie und Geschlechtergerechtigkeit drängen wir auf deren Verwirklichung auch in der Kirche. Nur so werden sich Menschen weiter ernstgenommen fühlen und sich mit Motivation und Identifkation in der Kirche einbringen. Daher sehen wir uns berufen, aktiv in der Kirche gegen Klerikalismus und für demokratische Strukturen einzutreten. Gebeten muss hierbei so weit angepasst werden, dass es gleichermaßen eine Partizipation aller Anwesenden ermöglicht und im Sinne von Themenfeld 4 adressatenorientiert ist. Ökumenische Gebete und interreligiöse, spirituelle Impulse fördern auch die Anerkennung, Wertschätzung und das Sicherheitsgefühl der externen Gäste und Randgruppen (s.u.).
Themenfeld 10: Sich in der Synodalität bilden
Innerhalb der katholischen Jugend-und Erwachsenenverbände gibt es bereits eine Vielzahl an best-practise Beispielen, wie ein gemeinsamer Weg mit Beteiligungsmöglichkeiten für jede*n aussehen kann. Wir als KSJ unterstützen den Vorschlag einen Synodalen Rat der Katholischen Kirche in Deutschland, als ständiges Beteiligung und Weiterentwicklungsgremium einzurichten, in dem Lai*innen und geweihte, eng verbunden arbeiten und in einem engen Austausch mit der Kirche an der Basis stehen. Wir erwarten, dass der Synodale Rat an den Anliegen der Katholischen Kirche in Deutschland, den Struktur-und Machtproblemen, arbeitet, um authentisch und im aktiven Tun dem Glauben Hand und Fuß zu geben und das reich Gottes* auf erden spürbar zu machen.
(Beschlossen auf der Bundeskonferenz 2021)