Fazit der KSJ zum Synodalen Weg

Die Ergebnisse der MHG-Studie „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz” geben eine klare Aufforderung zur Behebung des Reformstaus der katholischen Kirche. Mit dem Synodalen Weg in Deutschland wurde ein Versuch zur Umkehr und Erneuerung gestartet. Es schien so, als wollten die Menschen, bei denen sich die Macht in der Kirche in den vergangenen Jahrhunderten zentralisiert hat, endlich der Verantwortung gerecht werden, die diese Macht mit sich bringt. Anstatt dieser Verantwortung jedoch nachzukommen, haben die Bischöfe ihre Privilegien bereits in der ersten Synodalversammlung durch ihre Sperrminorität in der Satzung verfestigt.

 

Wir sind getroffen und frustriert von dem fundamentalen Versagen und Verschenken des Potentials, die Krisen und Missstände aufzuarbeiten, Weichen für die Zukunft zu stellen und gestärkt in eine gemeinschaftliche Kirche ohne Angst aufzubrechen.

 

Betroffene von sexualisierter Gewalt und spirituellem Missbrauch wurden von Anfang an nicht als der notwendige Teil dieses neu geschaffenen Gremiums gedacht, der sie hätten sein müssen. Ein zielführender Prozess konnte so nicht stattfinden. Die Christ*innen konnten nur darauf vertrauen, dass die Mitglieder der Versammlung ihre Stimme verantwortungsbewusst wahrnehmen und sich an der Lebensrealität der Gläubigen und den breiten wissenschaftlichen Forschungsergebnissen orientieren würden. Mehrfach, und nicht zuletzt in der vierten Synodalversammlung, wurde deutlich, dass sich viele Bischöfe nicht oder lediglich mangelhaft auf die Sitzungen vorbereitet und ebenso wenig mit den Themen auseinandergesetzt haben. Dies bewerten wir im Sinne der Sitzungskultur als respektlos, insbesondere gegenüber den vielen hauptsächlich ehrenamtlichen Mitgliedern der Synodalversammlung, die hunderte Stunden für die Zukunftsfähigkeit unserer Kirche aufgewendet haben.

 

“Demokratie leben, heißt Demokratie lernen.” (Plattform These 4) Diese Lernbereitschaft und den Mut zur Fehlbarkeit haben wir bei vielen Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz jedoch schmerzlich vermisst. Die Scheindemokratie der Geschäftsordnung des Synodalen Weges mit der Sperrminorität der Bischöfe legte den Grundstein für das Ausbleiben einer partizipativen Gestaltungskultur und einem Dialog auf Augenhöhe.

 

Trotz all dem sind im Laufe der vergangenen Jahre auch viele fortschrittliche Entwicklungen entstanden. Spätestens mit #outinchurch wurde die Kultur der Angst, wie sie in der katholischen Kirche in Deutschland an zu vielen Stellen herrscht,

endlich öffentlich durchbrochen – leider nicht von den Machthabenden, sondern mit großer Angst und großem Risiko von den marginalisierten Menschen selbst. Menschen trauen sich nun, ihre Stimme zu nutzen und lautstark für ihren Glauben und ihre Lebenswirklichkeit einzutreten. Der Synodale Weg hat sicherlich dazu beigetragen, dass das ungeschriebene Gesetz des Sprechverbotes in Teilen der Vergangenheit angehört.

 

Insgesamt halten wir als KSJ den Synodalen Weg jedoch für misslungen und sind enttäuscht und erschüttert von der fehlenden Handlungs- und Kompromissbereitschaft der Bischöfe. Der Synodale Weg reiht sich damit in eine Tradition des Scheiterns und Verweigerns von Zukunftsprozessen ein. Jungen Menschen wurde damit einmal mehr die Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Sinne der Botschaft Jesu genommen.

 

Wir wünschen uns, dass das nicht das Ende ist! Genauso wie sich Gesellschaft beständig wandelt, muss auch die Kirche immer wieder neu die Zeichen der Zeit erkennen und sich kritisch reflektieren und aktiv verändern. Kritik ist ein Zeichen der Liebe, das dazu beiträgt, dass die Kirche zu einem sicheren Ort für alle Menschen wird, an dem sie das Evangelium (er)leben können.

 

Unser Dank gilt den Synodalen, die sich für eine offene Kirche eingesetzt haben, insbesondere den jungen Synodalen, die trotz der Rückschläge und Enttäuschungen nicht aufgegeben haben und stellvertretend für Viele ihre Stimme erhoben haben.

 

Die Worte sind in der Welt. Jetzt gilt es, sie mit Leben zu füllen.