Demokratie leben heißt Demokratie lernen!

Wir, die Katholische Studierende Jugend, verpflichten uns die Rechte des Kindes zu achten und für die Umsetzung der Kinderrechte einzustehen.

Insbesondere verpflichten wir uns, die Rechte der Partizipation gemäß Artikel 12 und 13 der UN12 Kinderrechtskonvention in unserem Verbandsalltag umzusetzen. Dies bedeutet für uns, dass Kinder und Jugendliche in der KSJ auf allen Ebenen eine Möglichkeit zur verbindlichen Einflussnahme auf Entscheidungen haben, die sie direkt und persönlich betreffen. Darunter zählen unter anderem Programmgestaltung, Wahl von Leitungen/Delegierten/Vertretungen, inhaltliche Themen/Anträge oder ähnliches. Wir erachten Kinder‐ und Jugendpartizipation aus theologischer, politischer und pädagogischer Perspektive für unabdingbar.

Theologisch:

Demokratie und Selbstorganisation gibt es natürlich auch in ganz anderen Kontexten, sie erwachsen nicht notwendig aus dem christlichen Glauben. Aber in ihnen sind Werte erkennbar, die auch religiös bedeutsam sind: Das demokratische Handeln wird aus dem Glauben an die Gottesebenbildlichkeit abgeleitet. Gott verleiht dem Menschen eine nicht relativierbare Würde und Demokratie wird als Ort verstanden, an dem der Heilige Geist durch das Volk Gottes wirkt und Gottes Wille Raum bekommt. Dafür setzen die Kinder‐ und Jugendverbände sich ein, und sie tun dies, wie das Zweite Vatikanische Konzil erklärt hat, als Volk Gottes in ihren jeweiligen Lebenswelten, in denen sie Verantwortung übernehmen. (Theologie der Verbände)

Politisch:

Die KSJ sieht sich zum einen als eine Interessenvertretung aller KSJler*innen im Bundesverband – also auch der Kinder und Jugendlichen auf Stadtgruppen‐, Diözesan‐ und Bundesebene ‐ gegenüber der Kirche, Politik und Gesellschaft. Insbesondere aufgrund des demografischen Wandels und der dadurch resultierenden alternden Gesellschaft sollte es für einen Jugendverband hohe Priorität haben, Augenmerk auf eine Vertretung der Ansichten von Kindern und Jugendlichen zu legen, die von der Politik und Kirche oft nicht angemessen wahrgenommen werden. Zum anderen bezeichnet sich die KSJ als demokratisch und als Bildungsverband. In einer Zeit eines Schulsystems, das auf eine leistungsorientierte Ausbildung ausgelegt ist, ist es unser Anspruch, einen Teil zur Persönlichkeitsbildung beizutragen, welcher in der Schule nicht angemessen geleistet wird. In der Schule wird Demokratie gelehrt, aber kaum praktisch umgesetzt. Solange dies der Fall ist, und darüber hinaus, sollte ein Jugendverband demokratische Werte auf Konferenzen, bei Wahlen und im Alltagsbetrieb umsetzen – dies gelingt nur über Partizipationsmöglichkeiten, die von Leiter*innen, Amtsträger*innen und Aktiven auf allen Ebenen geschaffen werden müssen. Die aktuelle politische Lage (z.B. der Rechtsruck in Europa) zeigt die Dringlichkeit, die KSJ praktisch ‐ und nicht nur theoretisch ‐ als Lernort für Demokratie zu profilieren.

Pädagogisch:

Oftmals wird behauptet, dass vor allem Kinder noch nicht kognitiv in der Lage sind über sich und ihr Lebensumfeld zu bestimmen und zu partizipieren. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Kinder haben bereits ab dem 2. Lebensjahr ein von der Umwelt abgegrenztes Selbstkonzept und beginnen mit spätestens 3 Jahren über sich selbst zu reflektieren an und mit 6 beginnen sie logisch zu Denken. Eine frühe Beteiligung an Entscheidungsverfahren kann die moralische Entwicklung von Kindern positiv beeinflussen und unterstützt ihre geistige Entwicklung. Durch das Erfahren, welche Auswirkungen ihr eigenes Handeln auf sich und ihre Umwelt hat wird zudem ein positives Lebensgefühl vermittelt. Das Salutognesekonzept von Antonovsky beschreibt, dass der Mensch sein Leben aktiv gestaltet. Seine Gesundheit und das Wohlbefinden sind umso ausgeprägter, je mehr er sein eigenes Leben beeinflussen kann (Kohärenzgefühl). Deshalb ist Partizipation eine zentrale und wichtige Voraussetzung, damit Kinder gesund aufwachsen können. Die Pisa‐Studie hat gezeigt, dass informelles Lernen unterschätzt wird und Bildung am besten im selbstgesteuerten Prozess erfolgt (Lernfelder). Um also Demokratie zu lernen und Demokratieverständnis zu haben, soll den Kindern ein Umfeld geschaffen werden, in dem sie demokratische Vorgänge erleben und Auswirkungen ihres Handelns spüren.

Wir verpflichten uns daher selbst Mitbestimmungsrechte in unseren Pädagogischen Angeboten wie Schülercafe, Gruppenstunden …usw. umzusetzen. Dabei ist Form und Methode bei Umsetzung von Mitbestimmung an die Altersgruppe und den Entwicklungsstand der Zielgruppe anzupassen. UNICEF hat dazu Richtlinien für eine sinnvolle Partizipation verfasst:

1. „Die Kinder müssen verstehen, worum es bei dem Projekt oder Verfahren geht, wozu es dient und welche Rolle sie darin spielen.

2. Machtverhältnisse und Entscheidungsstrukturen müssen transparent sein.

3. Die Kinder sollten so früh wie möglich in alle Initiativen mit einbezogen werden.

4. Alle Kinder sollten, ungeachtet ihres Alters, ihrer Situation, ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Fähigkeiten oder anderer Faktoren, mit demselben Respekt behandelt werden.

5. Grundregeln sollten zu Beginn mit allen Kindern zusammen aufgestellt werden.

6. Partizipation sollte freiwillig sein und die Kinder sollten in jeder Phase aussteigen dürfen.

7. Kinder haben Anspruch darauf, dass ihre Meinungen und ihre Erfahrungen respektiert werden.“

 

(Beschlossen auf der Bundeskonferenz 2014)